
Lohner Leute: Benoît Meyer
Veröffentlicht am 28.03.2025
Benoît Meyer war fast 25 Jahre lang der Ansprechpartner der Stadtverwaltung in Rixheim für die Belange der Städtepartnerschaft Rixheim - Lohne. Monsieur Meyer hat sich weit über die dienstlichen Pflichten hinaus intensiv und kreativ für die "jumelage" eingesetzt. Im Jahr 2007 erhielt er die Partnerschaftsmedaille für besondere Verdienste. Nunmehr hat er seinen Ruhestand angetreten - und wird Rixheim verlassen. Benoît Meyer hat vier Kinder, die Söhne Damien und Guillaume, sowie die Töchter Claire (mit zwei Enkeln) und Camille.
Lohner Wind: Monsieur Meyer, geben Sie uns einen kleinen Einblick in ihre Karriere.
Benoît Meyer: Ich wurde 1961 in Colmar geboren, wo ich bis zum Abitur meine Kindheit und Jugend verbrachte, ehe ich in Straßburg ein Geschichtsstudium begann. Nach drei Jahren wechselte ich nach Mulhouse. Dort erwarb ich meine Lizenz als Archivar (1983). Es folgte ein Jahr Militärdienst, unter anderem in Neustadt a.d. Weinstraße, ehe ich zwei Jahre für den Kreis Oberelsass in Colmar arbeitete. Als in Rixheim die Stelle des Archivars frei wurde, trat ich am 1. April 1988 dort meinen Dienst an. Zudem war ich für den Bereich Kultur tätig. Im Jahr 2001 übernahm ich von Bernard Seiller die Aufgaben der Städtepartnerschaften. Das lag nahe, da ich mich zuvor ehrenamtlich in diesem Bereich eingesetzt hatte.
Lohner Wind: Was reizte Sie an dieser Aufgabe?
Benoît Meyer: Es war viel persönliches Interesse. Als Elsässer habe ich es immer für wichtig befunden mit den Deutschen zu reden. Das viel mir recht leicht, da ich in der Schule Deutsch gelernt hatte. Es ist viel schöner zusammenzusitzen als Krieg zu führen. Meine Familie hat im Krieg viel gelitten.
Lohner Wind: Ihr Abschied kam ein wenig plötzlich
Benoît Meyer: Offiziell bin ich noch bis zum 30. Juni im Amt. Aber in Frankreich kann man Urlaubstage ansammeln. Ich hatte 80 Tage gespeichert und hinzu kam der Urlaub dieses Jahres, so dass ich seit Ende Februar nicht mehr zu arbeiten brauche.
Lohner Wind: Was hat Ihnen die Partnerschaft gegeben?
Benoît Meyer: Schon vor der offiziellen Aufgabe hatte ich mich seit etwa 1995 in die Begegnungen eingebracht. Ein besonderes Erlebnis war die 10-Jahresfeier 1997, als ich Ulli Suffner zu Gast hatte, mit dem mich bis heute eine tiefe Freundschaft verbindet. Ein Jahr später war ich das erste Mal in Lohne. Die Stadt gefiel mir sogleich, vor allem die Menschen, so dass ich schnell viele Kontakte hatte. Ich mag als Historiker natürlich Orte an denen es etwas zu entdecken gibt, auch in der Umgebung.
Lohner Wind: Hat sich etwas verändert in den Jahren?
Benoît Meyer: Ja, es gibt heute viel weniger Kontakte zwischen Vereinen und Gruppen. Partnerschaft heißt, dass Menschen Freunde werden. Sicher hat Corona eine Rolle gespielt, doch ich finde, dass danach etwas die Motivation fehlte, Gruppen und Vereine zu ermuntern.
Lohner Wind: Wo lagen für Sie die Höhepunkte der Partnerschaft?
Benoît Meyer: Da gab es viele. Schön finde ich wie der Austausch zwischen dem Collège und der Realschule seit Jahrzehnten läuft. Immer wieder habe ich mich gefreut, wenn wir junge Leute in Praktikantenstellen vermitteln konnten. In diese Reihe gehört der Auftritt des Kinderchores St. Ursula zur Eröffnung des Lohneum und bei der Talentshow, genauso wie die Besuche und Gegenbesuche der Tanzgruppen. Dazu kommen die Rixheimer Ausstellungen bei den Kulturtagen, wo ich bei einigen mitwirken durfte. Etwas ganz Besonderes war der Lauf der Waldschleicher 2002 von Lohne nach Rixheim, ein wunderschönes Erlebnis und eine Supererinnerung für mich, dass ich zehn Jahre später am Erinnerungslauf durch den Kreis Vechta teilnehmen durfte.
Gab es Momente, die Sie nicht so gut fanden?
Benoît Meyer: Eigentlich nicht. Das Positive überwog immer, dabei vor allem die vielen Freundschaften.
Lohner Wind: Wenn Sie vorausschauen, könnten Sie den zukünftigen Akteuren der Partnerschaft Ratschläge geben wie die Partnerschaft sinnvoll weitergeführt werden kann?
Benoît Meyer: Kontakte zwischen den Menschen sind so wichtig, dass man sich trifft, dass man den anderen gut kennenlernt. Eine Partnerschaft muss mehr sein als offizielle Kontakte. Unser ehemaliger Bürgermeister Olivier Becht hatte mit seinem Kollegen Hans Georg Niesel das genauso geplant: Offizielle Ratsbesuch als Motivation für weitere Kontakte. Deshalb fährt mit dem Rat immer eine weitere Gruppe in die Partnerstadt. - Genauso sollte Partnerschaft wieder intensiver gelebt werden, durch Vereine, Gruppen, die sich persönlich empfangen und unterbringen. Das verdichtet die Verbindungen ungemein.
Lohner Wind: Und wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus?
Benoît Meyer: Ich werde die Rente genießen, nach Dabo ziehen, wo ich mit meinem Sohn Damien ein älteres Haus gekauft habe. Die Gegend ist wunderschön, im Bereich Zabern mit über 600 km Wanderwegen. Ich werde mich ehrenamtlich engagieren, vielleicht im sehr aktiven Vogesenclub. Zudem werde ich intensiv unserre Familiengeschichte aufarbieten. Außerdem werde ich viel reisen und habe da auch Lohne eingeplant. Diesen Kontakt mag ich nicht missen. Ich stehe weiterhin zur Verfügung, wenn es um den Austausch geht, mit Rat und Tat - falls das in Rixheim gewünscht wird. Auf jeden Fall bin ich im Mai dabei, wenn der Lohner Rat kommt.